17.03.2011, Züritipp

Ein Opernsänger lädt ein

Vor drei Jahren musste er seine Karriere auf der Bühne beenden, heute führt er ein Restaurant. Pyong-Chin Han serviert fettarme, koreanische Gerichte in einem schmucken Lokal in Altstetten.

Von Stephanie Rebonati
Bilder: Thomas Burla

 

Als die Tür sich öffnet, hebt er den Blick und lächelt. Pyong-Chin Han steht hinter dem Tresen und geht nach der stummen Begrüs- sung sofort wieder seiner Arbeit nach. Denn sein Lokal ist am Abend des anonymen Testbesuchs voll. Ein würziger Geruch liegt in der Luft und erinnert an selbst gekochten Gemüsesud. Das Ge- murmel der anwesenden Gäste erreicht die Ohren: gesprochen wird Schweizerdeutsch, Englisch und Koreanisch. Musik hört man keine, man vermisst sie aber ebenso wenig wie den nicht vorhandenen Asia-Kitsch. Der Raum ist hell; weiss sind die Wände, an denen auffällig farbige Gemälde hängen. Über dem Tresen, hinter dem der Südkoreaner Han Gemüse schnetzelt, baumeln weisse Tücher, darauf sind schwarze Fächer gemalt.

Die Menükarte ist weniger hübsch gestaltet, dafür interessieren Begriffe wie «Haemul-Pajeon» und «Dolsot Bipimbap». Die Tante von Han erklärt am Tisch die Gerichte, und so kommts, dass Pfannkuchen mit Meeresfrüchten (Fr. 8.50) und Reis im heissen Steintopf (Fr. 22.90) bestellt werden. Typisch koreanisch werden gebratenes Poulet, gedämpfter Reis, sautiertes Gemüse und Chilisauce getrennt voneinander im schwarzen Stein serviert. In dieser koreanischen Servierart liege die Schönheit, betont Han. Es ist nicht nur schön, sondern auch lecker und herzhaft gewürzt.

Auch das Rind-Reis-Gericht «Bulghoghi Dupbap» (Fr. 21.90) und eine Rainbow-Sushi-Roll (Fr. 23.90) werden an den Holztisch gebracht; Essstäbchen und Löffel liegen bereit. Das mariniert gebratene Rindfleisch mit Reis, das ohne Sauce und Garnitur bestens auskommt, wirkt einfach, schmeckt aber vollkommen. Ein weiteres Highlight ist der erwähnte hauchdünne Pfannkuchen gefüllt mit Tintenfisch und Gemüse; für extra Geschmack sorgt die salzige Sojasauce. Das Rainbow-Sushi dagegen – belegt mit Lachs, Thunfisch und Avocado – gefällt in anderen Lokalen besser und ist hier überflüssig, da die authentisch koreanische Cuisine spannend genug ist. Spannend ist auch die Nationalspeise Kimchi (Fr. 1.- extra): eingelegter Chinakohl.

Das Akaraka ist ein charmantes und ungezwungenes Lokal, in dem man fettarm, frisch und trotzdem magenfüllend speist. Dabei ist Gastgeber Han nicht von Haus aus Gastronom: 20 Jahre stand er als Opernsänger auf internationalen Bühnen, bis ein Tontechniker des Zürcher Opernhauses einen zu lauten Kanonenschuss einspielte. Seither plagt Han 24 Stunden am Tag ein Tinnitus – und das seit drei Jahren. Umso seltsamer mutet es an, dass Akaraka, der Name des Restaurants, «unter Musik und Freude werden wir eins» bedeutet. Han klärt auf: «Wie verkaufen nicht nur Essen, sondern auch koreanische Kultur», und da gehöre Musik dazu: Es sollen im schmucken Lokal bald Konzerte stattfinden. Bis dahin bleibts bei der Freude, die in Form eines Amuse-Bouche den Besuch im Akaraka genüsslich eingeläutet hat: Misosuppe mit Algen.

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